Jesiden in der Türkei

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Die Jesiden in der Türkei sind ein Teil der Jesiden, die nach der Aufteilung des Osmanischen Reiches in der heutigen Türkei verblieben. Die Jesiden in der Türkei leben hauptsächlich im Südosten der Türkei.[1]

Der jesidische Friedhof Hesen Begê im Südosten der Türkei.
Ungefähres derzeitiges Siedlungsgebiet der Jesiden in Südostanatolien. Die Provinzen Mardin, Batman, Şanlıurfa und Teile der Provinzen Şırnak und Diyarbakır sind von Jesiden bewohnt.

Demografie

In den 1980er Jahren betrug die Anzahl der Jesiden in der Türkei ca. 60.000.[2][3] Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker lebten ursprünglich 300.000 Jesiden in der Türkei.[4]

Im Jahr 1912 lebten nach Angabe des Patriarchat von Konstantinopel der Armenischen Apostolischen Kirche 37.000 Jesiden in der Türkei.[5]

2003 gab das Büro für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit des Außenministerium der Vereinigten Staaten an, dass in der Türkei 5000 Jesiden leben.[5]

2004 berichtete das Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, dass in der Türkei über 2000 Jesiden (überwiegend in Südostanatolien) leben.[6]

Im Jahr 2019 betrug die Anzahl der Jesiden in der Türkei weniger als 1000 laut Schätzung der Bundesregierung der Vereinigten Staaten.[7]

Siedlungsgebiete

Historisch lebten die Jesiden in der Türkei im Osten, Süden und Südosten der Türkei.[3] Das gegenwärtige Siedlungsgebiet der Jesiden in der Türkei umfasst die Landkreise Midyat und Nusaybin in der Provinz Mardin, die Landkreise Batman und Beşiri in der Provinz Batman und Teile des Landkreises İdil in der Provinz Şırnak. Weitere jesidische Siedlungsgebiete befinden sich in den Landkreisen Sur, Bismil und Çınar in der Provinz Diyarbakır und im Landkreis Viranşehir in der Provinz Şanlıurfa.

Ein jesidischer Tempel in dem jesidischen Dorf Güven (Bacin) im Landkreis Midyat in der Provinz Mardin
Der jesidische Tempel Pire Zirav in dem jesidischen Dorf Yolveren (Çineriya) im Landkreis Batman in der gleichnamigen Provinz Batman
Ein jesidischer Tempel in dem jesidischen Dorf Mağara (Kiwex) im Landkreis İdil in der Provinz Şırnak
Eine Gruppe von Jesiden in der Umgebung von Mardin. (Späte 1800er Jahre, Bild stammt von einer französischen Postkarte)
Jesidische Frau auf dem Berg Ararat. (1922)

Geschichte

Jesiden sind in einem Gebiet im Nahen Osten beheimatet, das historisch als Mesopotamien bekannt ist (genauer gesagt sind sie indigen zu den nördlichen Teil Mesopotamiens) und zu dem auch der Südosten der Türkei gehört.[8]

Der moderne Staat Türkei wurde 1923 gegründet. Jesiden lebten vor der Gründung des modernen Staates Türkei auf dem Territorium der heutigen Türkei. Jesidische Stämme lebten nach der Eroberung Ostanatoliens, Mosul und Syriens durch Sultan Selim zwischen 1514 und 1516 in den osmanischen Provinzen Mosul, Diyarbekir, Van, Bitlis und Aleppo.[9]

Im Jahr 1844 wurden die Jesiden in der Türkei, die sich in der Region Tur Abdin befanden, Opfer eines Massakers durch den kurdischen Fürsten Bedirxan Beg.[10]

1895 besuchte der Anthropologe Ernest Chantre die Jesiden in der Türkei und berichtete, dass die Jesiden ihre Sprache als „zyman e ezda“ (Die Sprache der Jesiden) bezeichnen.[11]

In letzter Zeit sind einige Jesiden, die aus der Türkei stammen und in Deutschland gelebt haben, wieder in die Türkei in ihren Dörfern zurückgekehrt.[12]

Flucht und Migration

Flucht in den Kaukasus

Im 18. und 19. Jahrhundert und im frühen 20. Jahrhundert begannen die Jesiden in der Türkei die östliche Türkei zu verlassen und flüchteten nach Armenien und einige davon später von da aus nach Georgien, da sie von den osmanischen Türken und den muslimischen Kurden verfolgt wurden.[13]

  • 19. Jahrhundert:

Jesiden aus den ehemaligen osmanischen Provinzen Van, Kars, Bayazid und Surmali begannen in den 1830er Jahren in den Kaukasus auszuwandern. Die meisten davon siedelten sich in Armenien an. Weitere davon siedelten sich in Georgien an.[14]

Flucht nach Deutschland

Aufgrund von Verfolgung, Unterdrückung und Diskriminierung als ethnisch-religiöse Gruppe flüchteten ab den 1980er Jahren Jesiden in einer großen Fluchtwelle aus der Türkei und suchten Zuflucht in Deutschland.[15]

Laut dem Deutschen Bundestag hat die Mehrheit der Jesiden in den letzten 30 Jahren die Türkei verlassen.[16]

1989 reisten Gernot Wießner und Herbert Schnoor zusammen mit einer Delegation in die Türkei, um sich selbst ein Bild von der Verfolgung der Jesiden zu machen. Sie setzten sich in Nordrhein-Westfalen für das Bleiberecht der Jesiden ein, woraufhin die Jesiden durch ihren Einsatz als verfolgte Gruppe in Deutschland anerkannt wurden.[17]

Persönlichkeiten

Siehe auch

Commons: Jesiden in der Türkei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Richard Saccone: The Unseen War in Iraq: Insurgents in the Shadows. Broadmind Press, 2008, ISBN 978-1-56591-134-5, S. 235 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
  2. Birgül Açikyildiz: The Yezidis: The History of a Community, Culture and Religion. I.B.Tauris, 2014, ISBN 978-0-85772-061-0, S. 63 (google.de [abgerufen am 20. Januar 2022]).
  3. a b Yezidis (Ezidis). In: minorityrights.org. Minority Rights Group International, 19. Juni 2015, abgerufen am 23. Januar 2022 (britisches Englisch).
  4. Yeziden. In: gfbv.de. Gesellschaft für bedrohte Völker, abgerufen am 23. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. a b Ansgar Jödicke: Religion and Soft Power in the South Caucasus. Routledge, 2017, ISBN 978-1-351-79789-4, S. 171 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
  6. Rückkehr von Yeziden in die Türkei. (PDF) In: Bundesamt für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. 30. Juli 2004, abgerufen am 20. Januar 2022.
  7. DFAT Country Information Report Turkey. (PDF) In: Australian Government - Department of Foreign Affairs and Trade. 10. September 2020, S. 22, abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
  8. Victoria R. Williams: Indigenous Peoples: An Encyclopedia of Culture, History, and Threats to Survival [4 volumes]. ABC-CLIO, 2020, ISBN 978-1-4408-6118-5, S. 1173 - 1174 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
  9. Edip Gölbaşı: The Yezidis and the Ottoman State: Modern Power, Military Conscription, and Conversion Policies, 1830-1909. (PDF) 2008, S. 5, abgerufen am 23. Januar 2022 (englisch).
  10. Sefik Tagay, Serhat Ortac: Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, S. 50, ISBN 978-3-946246-03-9
  11. Ernest Chantre: Notes ethnologiques sur les Yésidi. In: Publications de la Société Linnéenne de Lyon. Band 14, Nr. 1, 1895, S. 74, doi:10.3406/linly.1895.12079 (persee.fr [abgerufen am 20. Januar 2022]).
  12. Jesiden in der Türkei: Alte Heimat, neue Heimat - Qantara.de. Abgerufen am 22. Januar 2022.
  13. Gareth Stansfield, Mohammed Shareef: The Kurdish Question Revisited. Oxford University Press, 2017, ISBN 978-0-19-086972-4, S. 168 (google.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  14. Halil Savucu: Yeziden in Deutschland: Eine Religionsgemeinschaft zwischen Tradition, Integration und Assimilation. Tectum Wissenschaftsverlag, 2016, ISBN 978-3-8288-6546-4 (google.de [abgerufen am 21. Januar 2022]).
  15. Jesiden in Norddeutschland. Die zweite Heimat, Jean-Philipp Baeck, taz, 16. August 2014
  16. Antwort der Bundesregierung:. (PDF) In: Deutscher Bundestag. 12. Juni 2014, S. 1, abgerufen am 23. Januar 2022.
  17. Herbert Schnoor: Unvergessen in: Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht. Festschrift für Hans Engel. Wuppertal 2001, S. 59–67.