Tatort: Die Faust

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Episode 1043 der Reihe Tatort
Episodenliste

Die Faust ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort, der erstmals am 14. Jänner 2018 im ORF, im Programm Das Erste und auf SRF 1 ausgestrahlt wurde.[1] Es ist die 1043. Folge der Reihe, der 42. Fall des österreichischen Ermittlers Moritz Eisner und der 18. gemeinsame Fall des Ermittlerteams Eisner/Fellner.

Handlung

Bei einer Wohnungsbesichtigung findet die Maklerin eine von Kerzen umgebene Männerleiche. Der Tote steht an der Wand und wird mit Nägeln durch Hand- und Fußgelenke sowie den Brustkorb in seiner Position gehalten. Die Psychologen vermuten zunächst einen Ritualmord, unter Schwarzlicht wird ein orthodoxes Kreuz sichtbar. Die Identität des Opfers lässt sich zunächst nicht klären, vom Täter wurden auch keine verwertbaren DNA-Spur hinterlassen. Das Opfer findet sich auch in keiner Datenbank, allerdings verfügt es über auffällige Tätowierungen. Die Obduktion ergibt, dass der Mann durch einen Schuss in die Brust aus nächster Nähe getötet und anal penetriert wurde. Erst danach wurde er in die Auffindesituation gebracht. Möglicherweise liegt also auch ein Sexualdelikt vor. Seine Vermieterin bestätigt, dass es sich bei dem Toten um den Serben Matteo Callegari handelt.

In weiterer Folge wird eine zweite männliche Leiche erhängt gefunden, das Opfer wurde in einer öffentlichen Toilette zur Schau gestellt, beim Opfer finden sich Maria-Theresien-Taler. Auch im zweiten Fall ist der Tatort durch zahlreiche DNA-Spuren verunreinigt, ebenso lässt sich die Identität des zweiten Toten zunächst nicht feststellen. Über das Zahnprofil findet die Polizei heraus, dass es sich bei dem Opfer um den Georgier Davit Nosadse handelt, der seit vier Jahren in einer Gärtnerei bei Wien beschäftigt war. Seine Lebensgefährtin weiß allerdings kaum etwas über seine Vergangenheit, er galt als unauffällig, zuverlässig und höflich.

Schließlich geschieht ein dritter Mord, diesmal an einer jungen ukrainischen Mutter, die Frau wurde am Bug eines Bootes ausgestellt. Alle drei Fälle sind nach ähnlichem Muster ausgeführt worden: Die drei Leichen wurden geschändet, an ausgesuchten Orten zur Schau gestellt, es gibt keinerlei verwertbare DNA-Spuren. An allen drei Fundorten wurde ein weißer Lieferwagen mit gestohlenem Kennzeichen und eine Person in einem weißen Schutzanzug gesehen. Die Opfer lebten unter falscher Identität in Wien, es findet sich zunächst zwischen diesen kein Zusammenhang.

Die Klärung der Identität der Opfer und die Tätowierungen der ersten Leiche mit einer geballten Faust als Symbol für Revolutionsbewegungen führt zu vergangenen Revolutionen in Serbien, der Orangen Revolution in der Ukraine und der Rosenrevolution in Georgien. Der auf Bürgerrechtsbewegungen spezialisierte Universitätsprofessor Nenad Ljubić am Institut für Politische Zeitgeschichte Süd- und Osteuropas ist ein gemeinsamer Bekannter aller drei Opfer, er ist auf Fotos mit diesen abgebildet.

Nenad Ljubić kann die tatsächliche Identität der Opfer bestätigen. Er vermutet, dass Russland hinter den drei Taten steckt. Eisner geht dagegen davon aus, dass es Auftragsmorde der Central Intelligence Agency (CIA) waren, weil die Opfer ein Enthüllungsbuch veröffentlichen wollten. Dagegen spricht allerdings, dass die CIA die Toten nicht dermaßen zur Schau stellen, sondern die Leichen verschwinden lassen würde.

Die Auswertung der Handynummern, die an den Tatorten in die jeweilige Funkzelle eingeloggt waren, ergibt zunächst keine Treffer, da Eisner und Fellner davon überzeugt sind, dass der Täter es zur Tatzeit bewusst ausgeschaltet hatte. Erst als die Ermittler davon ausgehen, dass der Täter die Orte bereits im Vorfeld aufgesucht haben muss, gibt es einige wenige Treffer. Eine der infrage kommenden Handynummern führt Eisner und Fellner schließlich zu Ljubić. Als die beiden bei Ljubić ankommen, wartet auf sie eine zusätzliche Überraschung, denn das dritte Opfer war nicht Nataliya, sondern deren Freundin Nalo. In der Hoffnung, dass Nataliya dem Mörder entkommen kann, hatte sie die Identität kurzentschlossen getauscht und sich auch nicht der Polizei anvertraut. Doch Ljubić hatte den Irrtum bemerkt und war nun drauf und dran auch die echte Nataliya zum Schweigen zu bringen, weil das Enthüllungsbuch ihn als CIA-Kontaktmann geoutet hätte, was wiederum für ihn des sichere Todesurteil gewesen wäre. Im Kampf mit Nataliya wird er angeschossen und stirbt wenig später im Krankenhaus. Es bleibt zu vermuten, dass Nataliya dabei nachgeholfen hat.

Produktion

Einer der Drehorte: der Arkadenhof im Hauptgebäude der Universität Wien

Gedreht wurde der 18. gemeinsame Tatort-Fall von Eisner und Fellner vom 5. März bis zum 5. April 2017 in Wien. Produziert wurde diese Tatort-Folge von e&a film.

Für den Ton zeichnete Axel Traun verantwortlich, für das Szenenbild Conrad Moritz Reinhardt, für die Kostüme Amanda Frühwald und für das Maskenbild Birgit Hirscher und Martha Ruess.[2] Für Regisseur Christopher Schier war dies nach Wehrlos der zweite Film aus der Reihe Tatort, für Drehbuchautor Mischa Zickler der erste Film der Reihe.[3][4]

Titelgebend ist die geballte Faust, die als Symbol der Bewegung zum Identifikationszeichen der demokratisch orientierten Jugendlichen in Serbien gesehen wird.[5]

Rezeption

Kritiken

Volker Bergmeister von tittelbach.tv befand, dass der mit Mišel Matičević glänzend besetzte Krimi mit Schockeffekten und überraschenden Wendungen arbeiten würde. Der Wiener Schmäh und die pointierten Dialoge würden allerdings zu kurz kommen, weil das Thema zu ernst sei. Der Krimi habe Spannung zu bieten, allerdings würde der ironische Grundton der Kommissare fehlen. Der Film würde ein wenig zu viel wollen und die Geschichte sei überfrachtet.[5]

Christian Buß von Spiegel Online meinte, dass Serienmörderthriller ein überreiztes Genre sei, das erhebliche Ermüdungserscheinungen aufweist. Dass die Filmemacher durch Ermittlersprüche die Kritik gleich mitliefern würden, etwa wenn im Film Major Eisner das Werk des Serientäters als „bisschen zu überladen“ kommentiert, sei ein „smarter Dreh“ und schrieb: „Ein Film, der an Überfrachtung leidet und diese Überfrachtung selbst thematisiert – sehr sympathisch.“ Die Weitung des Serienmords in die Weltpolitik würde sehr gewollt daherkommen. Dass man trotzdem dranbleibt, sei dem Charme der Ermittler zu verdanken, die mit ihrem Kommentar am Serienmörder auch gleich den Kommentar am Serienmörderplot mitliefern würden. „Soviel Selbstkritik muss belohnt werden.“[6]

Die Süddeutsche Zeitung verglich den Fall mit der Episode Drei Schlingen (1977), in der ein Serienmörder seine Opfer aufhängte und Hinweise auslegte. Diese „hervorragende alte Episode von 1977“ würde ein Problem offenbaren, mit dem der Krimi in der Gegenwart zu kämpfen habe. Dieser wolle ständig mehr sein als ein Krimi und würde sich in der tendenziell überladenen Folge überheben. Die Geschichte des Serienmörders auf eine politische Ebene zu hieven, sei überanspruchsvoll konstruiert. Laut Süddeutscher Zeitung würde in dieser Folge erfreulicherweise nicht so erwartbar herumgewitzelt wie zuletzt, aber auch diese Reduktion mache aus einer mittelmäßigen Folge noch keine gute.[7]

Einschaltquoten

Im ORF wurde die Erstausstrahlung von durchschnittlich 984.000 Sehern verfolgt, der Marktanteil lag bei 29 Prozent. Der Film lag damit unter den meistgesehenen österreichischen Tatort-Folgen seit 1999 auf Platz zehn.[8]

Einzelnachweise

  1. Tatort: Die Faust auf den Internetseiten der ARD. Abgerufen am 17. Dezember 2017.
  2. e&a film: Tatort: Die Faust. Abgerufen am 17. Dezember 2017.
  3. Drehstart für neuesten ORF-„Tatort – Die Faust“. OTS-Meldung vom 8. März 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  4. Tatort: Die Faust bei crew united
  5. a b Volker Bergmeister: Reihe „Tatort – Die Faust“ bei tittelbach.tv, abgerufen am 27. Dezember 2017.
  6. Christian Buß: Blutiger "Tatort" aus Wien. Knochenjob Serienkiller. In: Kultur. Spiegel Online, 12. Januar 2018, abgerufen am 12. Januar 2018: „7 von 10 Punkten“
  7. "Tatort" aus Wien: Mittelmaß trotz Kruzifix. Artikel vom 12. Jänner 2018, abgerufen am 13. Jänner 2018.
  8. derStandard.at: Meistgesehene Österreich-"Tatorte" seit 1999: "Faust" auf Platz zehn. Artikel vom 18. Jänner 2018, abgerufen am 18. Jänner 2018.