Nestlé

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Nestlé [nɛsˈtle] ist der größte Lebensmittel-Konzern der Welt und das größte Industrieunternehmen der Schweiz. Der Hauptsitz ist in Vevey, Schweiz.


Geschichte

Die Farine Lactée Henri Nestlé S. A. wurde 1867 vom Schweizer Apotheker Henri Nestlé, einem deutschen Immigranten aus Frankfurt, gegründet. Nestlé war es gelungen ein lösliches Milchpulver herzustellen, das Säuglingen als Muttermilchersatz gegeben werden konnte (Kindermehl). 1898 wurde die erste ausländische Fabrik übernommen, ein Milchpulverwerk in Norwegen. 1905 fusionierte Nestlé mit der damals deutlich grösseren Anglo-Swiss Condensed Milk Company und Henri Nestlé zog sich aus der Firma zurück. Wegen der grösseren Bekanntheit bei der Bevölkerung wurde der Markenname Nestlé aber beibehalten. 1929 schlossen sich die Schokoladeproduzenten Peter, Cailler, Kohler und Nestlé zusammen, wiederum setzte sich der Name Nestlé durch. Die Erfindung und Vermarktung des löslichenKaffees im Jahr 1938 brachte dem Unternehmen grosse Gewinne. 1947 folgte die Fusion mit der Maggi AG und der Namenswechsel zu Nestlé Alimentana AG. Es folgten weitere Übernahmen: 1963 die Findus AG und 1971 Ursina-Franck AG (Thomy und Bärenmarke). Der Firmenname wurde nun in Nestlé S.A. geändert.

1974 erwarb das Unternehmen 49% an der Holdinggesellschaft Gesparal und damit erstmals Anteile an einem Nonfood-Unternehmen. Die Gesparal hielt 53,7% der Aktien des Kosmetikunternehmens L'Oréal und Nestlé kontrollierte dadurch den Konzern. 2004 wurde die Gesparal mit L'Oréal fusioniert und Nestlé hält nun direkt 26,4% der Firma.

1985 erfolgte die bis damals größte Übernahme in der Nahrungsmittelindustrie, für 3 Milliarden Dollar wurde der US-Konzern Carnation übernommen. 1988 folgte die Übernahme des britischen Schokoladen- und Süsswarenkonzerns Rowntree Mackintosh.

2002 übernahm Nestlé den amerikanischen Tierfutterkonzern Ralston Purina für 10,3 Milliarden Dollar und integrierte ihn in den Konzern. Nestlé wurde dadurch weltweit Marktführer im Bereich Tiernahrung für Hunde- und Katzenfutter. In Deutschland liegt Nestlé mit ca. 20% Marktanteil jedoch noch weit hinter Masterfoods (39%).

Am 1. Januar 2005 hat die deutsche Nestlé 49% der Wagner Tiefkühlprodukte GmbH übernommen, um dadurch stärker im lukrativen Markt der Tiefkühlpizzen präsent zu sein.

Unternehmen

Der Umsatz des Nestlé-Konzerns betrug 2004 86,769 Milliarden Schweizer Franken (ca. 58 Mrd. €) weltweit mit einem Reingewinn von 6,717 Milliarden Franken (ca. 4,5 Mrd. €). In 511 Fabriken arbeiteten 247.000 Angestellte.

Geschäftsführer (CEO) ist seit 1997 Peter Brabeck-Letmathe. Seit 2005 ist er zudem Verwaltungsratspräsident und hat somit eine Doppelfunktion inne.

In Deutschland betrug der Umsatz 2003 rund 3,5 Milliarden € und beschäftigt wurden 14.548 Mitarbeitende an 27 Standorten.

Produkte

Die Produktpalette umfasst heute im Wesentlichen

Neben dem traditionellen Nahrungsmittelgeschäft sieht sich Nestlé selbst auf dem Weg "to the leading food, nutrition, health and wellness company" (dem führenden Konzern für Nahrungsmittel, Ernährung, Gesundheit und Wellness). Die Überlappung der Forschungsanstrengungen in den Teilbereichen führt zu neuen, futuristisch anmutenden, Produktsparten wie z.B. den Nutricosmetics.

Nestlé-Kritik

Wie viele andere internationale Konzerne sieht sich auch Nestlé seit den 1980ern teils heftiger Kritik für bestimmte Geschäftspraktiken ausgesetzt. So wurde das Unternehmen für seine aggressive Vermarktung von Milchpulverprodukten als Muttermilchersatz in Ländern der Dritten Welt angegriffen. Unnötige Kosten, Unterernährung durch zu starkes Verdünnen der teuren Produkte sowie Infektionen durch Zubereitung mit verkeimtem Wasser - und damit die billigende Inkaufnahme von Todesfällen - wurden als Hauptkritikpunkte angeführt. Der Streit zwischen verschiedenen, international vernetzten Bürgerbewegungen und Nestlé zog sich (auch gerichtlich) bis 1984. Damals erklärte sich das Unternehmen bereit, einen 1981 von der WHO und UNICEF verabschiedeten Kodex für Werbemethoden im Zusammenhang mit Säuglingsnahrung zu unterzeichnen. Des Weiteren wird Nestlé die Verwendung von genetisch veränderten Rohstoffen vorgeworfen. Nach Boykottaufrufen wurde ein Produkt auf Basis von genetisch verändertem Reis wieder vom Markt genommen. Bereits 1996 musste der Nestlé-Butterfinger, ein Schokoriegel mit genetisch veränderten Bestandteilen, durch massive Proteste der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der Bevölkerung vom deutschen Markt genommen werden.

Es ist heutzutage für den kritischen Konsumenten kaum mehr möglich, einen Bogen um Nestlé-Produkte zu machen, sei es, weil keine Alternativen angeboten werden, sei es, weil die Herkunft eines Produktes nur aus dem Kleingedruckten zu erschließen ist.

Desweiteren betreibt Nestlé als weltgrößter Wasserabfüller auch die Privatisierung von Trinkwasser.

Als im Zusammenhang mit den Mohammed Karikaturen auch Nestlé Produkte boykottiert wurden, warb Nestlé damit, dass die Produkte nicht in Dänemark hergestellt werden. Dazu ein Pressesprecher: "Wir glauben, dass wir es dem Konsumenten schuldig sind, die Wahrheit zu sagen. Das haben wir getan."

Siehe auch

Literatur

  • Sandra Bott (Hrsg.): Nestlé. Anatomie eines Weltkonzerns, Rotpunktverlag, Zürich 2005, ISBN 3-85869-293-X
  • Pierre Harrisson: Das Imperium Nestlé. Praktiken eines Nahrungsmultis am Beispiel Lateinamerikas, Rotpunktverlag, Zürich 1986, ISBN 3-89190-876-8
  • Friedhelm Schwarz: Nestlé. Macht durch Nahrung, DVA, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-05331-6