Pfahl (Bayerischer Wald)

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Burgruine Weißenstein, auf dem Pfahl erbaut
Pfahl bei Viechtach
Pfahl bei Viechtach
Quarzabbau am Pfahl bei Viechtach

Der Pfahl ist ein ehemaliger 150 km langer Quarzgang, der sich durch den nordöstlichen Bayerischen Wald zieht. Geomorphologisch gesehen stellt er einen Härtlingszug dar, der erst durch Verwitterung und Erosion über Jahrmillionen herauspräpariert wurde.

Entstehung

Der Pfahl besteht aus Quarz, welches sich wohl als hydrothermale Gangfüllung vor etwa 275 Millionen Jahren in die bereits vorhandene Bruchstruktur absetzte.[1] Der Pfahl als Störung war wahrscheinlich mehrfach aktiv. Da das Pfahlgestein härter als das umgebende Gestein ist, wurde es bei der Erosion mauerartig herauspräpariert. Der Pfahl bildet heute einen 150 km langen und 10 bis 40 m hohen Härtlingszug. Der weiß schimmernde Pfahlquarz besteht aus bis zu 98 % Kieselsäure, gelbliche bis rötliche oder graue Farbgebungen werden durch Eisenverbindungen und Verunreinigungen („Pfahlschiefer“) verursacht. Die Interpretation der eigentlichen Pfahlstörung als Sutur ist umstritten, Fakt ist, sie trennt unterschiedliche magmatische Gesteine.[2][3][4]

Verlauf

Im Nordwesten beginnt der Pfahl bei Nabburg in der Oberpfalz, führt südöstlich bis nach Passau und zieht sich durch das oberösterreichische Mühlviertel bis kurz vor Linz. Der Quarz tritt nur an wenigen Stellen an die Oberfläche; ansonsten ist der Pfahl nur als Höhenzug erkennbar. In Weißenstein bei Regen erreicht er mit knapp 750 m über dem Meeresspiegel seinen höchsten Punkt; auf dieser Erhebung steht die Burgruine Weißenstein. Bei Viechtach (westlich der Stadt) sind die Quarzformationen am besten sichtbar und ragen bis zu 30 m in die Höhe. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Pfahl als durchgehende geologische Formation erhalten.

Durch das Zellertal zwischen Bad Kötzting und Bodenmais erstreckt sich parallel zum eigentlichen Pfahl eine weitere Pfahlquarzzone. Dieser Nebenpfahl wird als Rundinger-Pfahlzone bezeichnet. Sein südöstlichster Aufschluss liegt in der Nähe von Zwiesel. Einen weiteren Nebenpfahl gibt es im Südosten des Bayerischen Waldes, den Aicha-Halser-Nebenpfahl, der sowohl für die Doppelschlinge der Ilz bei Hals als auch für eine Biegung der Donau nach Norden kurz hinter Passau verantwortlich ist.

Nutzung

Seiner Festigkeit wegen fand der Pfahlquarz Verwendung als Schotter im Straßenbau. Wegen der Verunreinigung mit anderen Gesteinsarten wurde er von der Glasindustrie kaum genutzt. Das im Quarz enthaltene Silizium diente zuletzt auch zur Herstellung von Mikrochips und Solarzellen.

Auszeichnung

Im Jahr 2002 wurde der Pfahl vom Bayerischen Umweltministerium mit dem offiziellen Gütesiegel Bayerns schönste Geotope ausgezeichnet.[5] Im Jahr 2006 erfolgte die Aufnahme in die Liste der 100 ausgezeichneten Nationalen Geotope Deutschlands.[6]

Wanderwege

Rund um den Pfahl gelegen sind zahlreiche Wanderwege, die sich im zeitlichem Aufwand stark unterscheiden. Die bekanntesten Wanderwege sind um die Stadt Viechtach. Das Spektrum reicht von einer kleinen Runde mit weniger als einer viertel Stunde bis zu einer großen Rundtour, dessen benötigte Zeit ungefähr mit 2,5 Std. zu berechnen ist.

Einzelnachweise

  1. http://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope_schoensten/1/index.htm
  2. Shang, C.K., Siebel, W., Rohrmüller, H. (2008) The Bavarian Forest basement: geochemistry and Sr-Nd isotope signature and implications for Bavarian granite sources. Journal of Alpine Geology 48 p.99
  3. http://petrology.oxfordjournals.org/content/50/4/591.full.pdf
  4. http://homepages.uni-tuebingen.de/wolfgang.siebel/pdffiles/siebel_JPET_reply_2009.pdf
  5. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Ein Bild von einer Störung! Großer Pfahl. In: Hundert Meisterwerke - Die schönsten Geotope Bayerns, Augsburg 2012, ISBN 978-3-936385-89-2, S. 72f.
  6. Stefan Glaser: Ein langer Schnitt in der Erdkruste Bayerns - Der "Bayerische Pfahl". In: Ernst-Rüdiger Look, Ludger Feldmann (Hrsg.): Faszination Geologie. Die bedeutende Geotope Deutschlands, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2006, ISBN 3-510-65219-3, S.64f.

Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Umwelt: Ein Bild von einer Störung! Großer Pfahl. In: Hundert Meisterwerke - Die schönsten Geotope Bayerns, Augsburg 2012, ISBN 978-3-936385-89-2, S. 72f.

Koordinaten: 49° 5′ 2″ N, 12° 51′ 36″ O